Eins, zwei oder drei

Mentoring unterstützt künftige Karrieren. Die Uni Graz bietet ein professionelles Career-Mentoring an, bei dem potenzielle Mentees mit der jeweils passenden Mentorin bzw. dem passenden Mentor zusammengebracht werden. Die Bandbreite der Mentor:innen ist groß, sie reicht vom kreativen Nachhaltigkeitsexperten über die auslandserfahrene Diplomatin bis zum Astrophysiker mit speziellem US-Wissen. Drei Mentor:innen im Porträt.

Thomas Winkler

nachhaltiger Kreativkopf


Wer sich für nachhaltige Mode interessiert, der kennt „apflbutzn“, den Shop für faire Mode in der Sporgasse in Graz. Thomas Winkler hat das Unternehmen 2015 mit zwei Partner:innen gegründet und im Vorjahr das Nachhaltigkeitsfestival „Geco“ ins Leben gerufen. Um das alles erfolgreich zu stemmen, ist viel Know-how notwendig, das nun auch Mentees zugutekommt. „Ich stelle mich gerne als Sparringspartner für Ideen zur Verfügung. Bei diesem Thema ist man oft in einer Art ,Blase‘. Es ist wichtig, über den Tellerrand zu schauen und aus dieser Blase rauszukommen.“ Als Unternehmens- und Festivalgründer kann Winkler auch viel wirtschaftliches Wissen weitergeben. „Gerade bei einer Unternehmensgründung ist es sehr hilfreich, sich mit jemandem auszutauschen, der diesen Schritt bereits gesetzt hat und die Herausforderungen kennt“, sagt Winkler.


Der gebürtige Kapfenberger hat an der Uni Graz Umweltsystemwissenschaften und Sustainable Development studiert. Nach einem schweren Erdbeben in Nepal initiierte er „ApflbutznHilftNepal“. Der Ertrag von nachhaltig produzierten und bedruckten T-Shirts wurde für die Erdbebenopfer gespendet. Das Projekt brachte wichtige humanitäre Hilfe – und eine wirtschaftliche Erkenntnis: Die Nachfrage nach bio und fair erzeugten und bedruckten Textilien ist groß. Im Untergeschoß von „apflbutzn“ ist eine Siebdruckwerkstatt eingerichtet, in der Aufträge für Unternehmen, Vereine, Unis etc. abgewickelt werden. „In diesem Bereich bin ich Dienstleister und kann diesbezügliche Erfahrungen ebenfalls an künftige Mentees weitergeben. Ich freue mich, neue Menschen mit nachhaltigen Ideen kennenzulernen und sie ein Stück des Weges begleiten zu dürfen.“

Bernadette Klösch

auslandserfahrene Diplomatin


Etwas „Internationales“ sollte es werden, war sich Bernadette Klösch sicher, als sie zum Studium nach Graz kam. Mit Dolmetsch Englisch und Spanisch setzte die Kärntnerin die ersten Schritte für ihre spätere Karriere. Während des Verfassens ihrer Diplomarbeit heuerte sie für ein Jahr beim damaligen britischen Honorarkonsul Kurt David Brühl an und kam auf den „Geschmack“. „Ich habe danach die diplomatische Akademie in Wien absolviert und bin ins Außenministerium eingetreten – für das ich bis heute tätig bin.“

Der Werdegang von Bernadette Klösch begann in der Amerikaabteilung des Außenministeriums. In der Folge war sie unter anderem Vorsitzende in der Ratsarbeitsgruppe EU-Erweiterung während der österreichischen EU-Ratspräsidentschaft, Botschaftsrätin und stellvertretende Leiterin der Österreichischen Vertretung bei der NATO, stellvertretende Leiterin der Österreichischen Botschaft in Rom und in Brüssel. Aktuell ist sie Botschafterin für die Republik Lettland mit Sitz in Wien. Der diplomatische Dienst bringt viele Ortswechsel mit sich, im Normalfall wird man für vier Jahre an eine Stelle berufen. „Ich bin verheiratet und habe zwei Kinder. Ich weiß, welche Herausforderungen dieser Beruf für Familie und Partnerschaft bringt und wie man sie meistern kann. Das ist ein Teil meiner Erfahrungen, die ich weitergeben möchte.“

Bernadette Klösch ist bereits im Außenministerium als Mentorin tätig und hat mehrere junge Kolleg:innen gecoacht. Die Botschafterin verweist auch darauf, dass das Außenministerium ein spannender Arbeitgeber und an Absolvent:innen vieler Studienrichtungen interessiert ist: „Auch Studien, die sich mit der digitalen Transformation beschäftigen, sind gefragt.“

Markus Scheucher

US-versierter Astrophysiker


Als erster Alumnus einer Uni in meiner Familie musste ich mich oft an andere wenden und viel selbst recherchieren, um die geeignete Karriere zu finden. Dabei habe ich vieles probiert, einiges hat auch nicht funktioniert. Ich habe stets dazugelernt“, erzählt Markus Scheucher. Der Grazer hat die BULME besucht, danach fünf Jahre gearbeitet und Physik studiert. Nach dem Studium an der Uni Graz setzt er seine wissenschaftliche Karriere in New York City, Pittsburgh und Berlin fort und geht 2021 als PostDoc ans Forschungsinstitut Jet Propulsio

n Laboratory der NASA in Pasadena/USA, wo er nun als fest angestellter Systemingenieur, Astrophysiker und Projektkoordinator arbeitet.
Markus Scheucher ist erfahrener Mentor. „Das begann durch Tutoring und die Studienvertretung an der Uni Graz. Während des PostDoc habe ich PhD-Student:innen und Sommerpraktikant:innen betreut. Zusätzlich hatte ich zwei Mentees über das EUROPLANET Mentoring Network.“ Wichtig ist für Scheucher gegenseitiger Respekt und dass beide Seiten Zeit für Vorbereitung in das Mentoring einbringen: „Es hilft dem Mentoring sehr, wenn die Mentees klare Vorstellungen haben, was ihr Ziel dieses Mentorings ist, und sie konkret formulieren: Wobei brauche ich Hilfe? Was möchte ich damit erreichen? Welche Information brauche ich, um weitere Entscheidungen treffen zu können?“ Scheucher weiß: „Jede/r hat ihre/seine eigene spezielle Situation. Trotzdem stehen wir oft vor denselben Hindernissen und Entscheidungen. Hilfe von Personen, die diese schon erfolgreich gemeistert haben, bringt uns schneller auf den individuell richtigen Weg.“


Das Interview ist im Alumni Magazin, Oktober 2023 erschienen.