Mentoring-Tandem: Nina Sattlegger & Lisa-Marie Epple

Nina und Lisa-Marie im Gespräch vor der UB

Text: Eva Schlegl, Fotos: Marija Kanizaj

Gegen Ende ihres BWL-Studiums an der Universität Graz kam Lisa-Marie Epple immer öfter ins Grübeln. Die Gretchenfrage, die sie sich stellte, war: „Soll ich nach dem Master das Doktorat machen oder nicht?“ „Ich wollte meine Möglichkeiten ausloten und erkunden, welche Auswirkungen die Entscheidung auf einen zukünftigen Job hat. Natürlich habe ich auch mit meinen Freund:innen und mit meiner Familie darüber gesprochen. Ich wollte in dieser Frage aber auch eine externe Sichtweise, jemanden, der einen objektiven Blickwinkel hat“, erzählt Epple. Als sie vom Mentoringprogramm der Uni Graz erfährt, kontaktiert sie die Projektverantwortliche, die für sie eine passende Mentorin sucht. Mittlerweile läuft das Career-Mentoring-Programm der Uni Graz über eine eigene Website, auf der alle Infos für bestehende und künftige Mentor:innen und Mentees gebündelt sind
(https://mentoring.uni-graz.at).

Ein erstes Date

„Der erste Kontakt zwischen Mentor:in und Mentee ist fast wie ein erstes Date. Man fragt sich: Möchte man dieses Mentoring? Passt diese Mentoring-Paarung? Matcht das?“, erinnert sich Nina Sattlegger zurück. Zwischen ihr und Lisa-Marie Epple hat es gepasst – womit die beiden zum offiziellen Mentoring-Tandem wurden. Nina Sattlegger kennt beide Seiten dieses Tandems, sie war einst selbst Mentee. Nach Masterstudien an der Uni Graz und der Med Uni Graz ging die gebürtige Kärntnerin beruflich nach Wien und kam mit dem „Club alpha“ in Kontakt, der sich der Vernetzung und Förderung von Frauen verschrieben hat. „Ich durfte dort als Mentee viele tolle Erfahrungen sammeln. Es war sehr inspirierend und horizonterweiternd. Nun kann ich viel zurückgeben“, so Sattlegger. „Für mich ist Mentoring eine Herzenssache. Das Schöne daran ist, dass beide Seiten gleichermaßen profitieren.“ Ihre Aufgabe als Mentorin beschreibt sie so: „Es ist wie ein Wollknäuel mit Knoten – und als Mentorin hat man im besten Fall die Fähigkeit, jene Möglichkeiten aufzuzeigen, die zur Lösung beitragen können.“

Nina Sattlegger Portrait

Nina Sattlegger ist Senior Consultant bei Talentor Austria in Wien und arbeitet als Headhunter im Life-Sciences- und Healthcare-Bereich.

Strukturiert

Coronabedingt konnten die ersten Treffen der beiden Frauen nicht persönlich stattfinden. „Wir haben uns zuerst gemailt und dann per Videositzungen kommuniziert. Wir haben bei jedem Termin festgelegt, woran wir arbeiten wollen. Ich habe mich auf jede Sequenz vorbereitet und mir gezielt Fragen überlegt“, beschreibt Lisa-Marie Epple die Meetings. „Lisa-Marie war immer über meine Erwartungen hinaus vorbereitet. Sie war von Anfang an unglaublich strukturiert und zielorientiert. Das hat gut gepasst. Mein Ziel war es immer, sie bestmöglich zu begleiten und ihr das Gefühl zu geben, dass ihre Fragen und Problemstellungen gelöst werden.“ Pro Sitzung nahmen sich die zwei rund eine Stunde Zeit. Nach vier Monaten konnte es zum ersten persönlichen Treffen kommen, bei dem sie sich bei einem Kaffee „noch einmal kennengelernt haben“, wie sie erzählen. „Jedes Treffen war eine enorme Lernkurve – für beide Seiten“, sagt Nina Sattlegger. „Man nimmt ja auch als Mentorin unglaublich viel aus diesem Prozess mit. Man setzt sich mit anderen Perspektiven auseinander und reflektiert sehr stark, was letztlich eine gute Managementpersönlichkeit ausmacht.“

Lisa-Marie Epple Portrait

Lisa-Marie Epple ist als Personalentwicklerin an der Technischen Universität Graz tätig.

Fehler machen

„Ich habe durch das Mentoring in der Übergangszeit vom Studium zum Berufsleben sehr viele wichtige Hilfestellungen bekommen und einen Sprung in der Persönlichkeitsentwicklung gemacht“, weiß Lisa-Marie Epple. Zusätzlich brachte ihr das Mentoring ein bedeutendes Aha-Erlebnis: „Ich bin sehr perfektionistisch. Bei mir muss immer alles zu 100 Prozent passen. Durch Nina habe ich gelernt, dass auch Fehler erlaubt sind. Sie hat mir erklärt, dass das keine Schwächen, sondern Lernfelder sind, mit denen ich mich auseinandersetzen kann. Wir sollten alle mutig genug sein, auch Fehler zu machen. Das bringt uns weiter.“ Mittlerweile haben die beiden ihr Mentoring offiziell abgeschlossen, „würden es aber jederzeit wieder machen“, wie sie unisono erklären. „Die Wichtigkeit von Mentoring wird immer mehr erkannt“, sagt Nina Sattlegger. „Das ist gut so!“