KI und Karriere: Wie wir die Arbeitswelt von morgen
gestalten
Mentoring-Bühnengespräch der Jobmesse EXCELLENCE 2025
Künstliche Intelligenz (KI) ist längst ein fester Bestandteil der modernen Arbeitswelt. Doch wie wird sie konkret in Unternehmen und Institutionen eingesetzt? Welche Herausforderungen gibt es, und wie gelingt die Integration von KI in unsere Berufswelten? Drei Absolvent:innen – Vanessa Maria Petschk, Dominik Freinhofer und Christopher Pollin – gaben in einer Gesprächsrunde auf der Mentoring-Bühne der Jobmesse EXCELLENCE 2025 Einblicke, wie sehr sich ihre Arbeitswelt um das Thema Künstliche Intelligenz dreht.
Wie ist KI in Ihrem Arbeitsbereich verankert?
Vanessa Maria Petschk: Ich bin Research Impact Managerin beim Know-Center, einem Forschungs- und Kompetenzzentrum für Data Science und Künstliche Intelligenz. Das Know-Center betreibt sowohl Grundlagen- als auch Industrieforschung und ist eng mit der TU Graz verbunden.
Meine Aufgabe ist es, die Ergebnisse aus Forschungsprojekten zu analysieren und deren Verwertung zu planen. Das bedeutet, ich schaue mir an, wie wir die Erkenntnisse aus Förderprojekten wie FFG- oder EU-Projekten in die Praxis umsetzen können – sei es durch neue Anwendungen, Marktanalysen oder die Integration in andere Projekte.
Ein großer Teil meiner Arbeit besteht darin, wissenschaftliche Papers zu lesen und zu verstehen, um den Impact der Forschung zu bewerten. Dabei geht es nicht nur um wirtschaftliche, sondern auch um soziale und ökologische Aspekte. Zusätzlich bin ich im Projektmanagement tätig und unterstütze die Verwertung von Ergebnissen in großen EU-Projekten. KI spielt dabei eine zentrale Rolle, da sie uns hilft, komplexe Daten zu analysieren und innovative Lösungen zu entwickeln.
Dominik Freinhofer: Ich bin selbstständig tätig und biete KI-Schulungen für Lehrpersonen, Hochschulen und Unternehmen an. Mein Ziel ist es, Menschen zu zeigen, wie sie generative KI-Tools wie Chatbots effektiv und verantwortungsvoll einsetzen können.
An der Universität Graz bin ich als Lehrender im Micro-Degree ‚Künstliche Intelligenz und Gesellschaft‘ tätig, wo ich die ethischen und bildungswissenschaftlichen Aspekte von KI vermittle. In meiner Selbstständigkeit konzentriere ich mich darauf, Lehrpersonen und Pädagog:innen zu schulen, da ich aus eigener Erfahrung weiß, wie groß der Bedarf an Wissen über KI in Schulen ist.
KI hat ein enormes Potenzial, den Unterricht zu verbessern und Lehrpersonen zu entlasten. Mit KI-Tools kann ich meinen Unterricht für 30 Schüler:innen innerhalb kürzester Zeit differenzieren – etwas, das ohne KI kaum möglich wäre. Mein Ziel ist es, Lehrpersonen die nötigen Tools und Strategien an die Hand zu geben, um KI sinnvoll und effektiv einzusetzen.
Christopher Pollin: Ich bin Gründer und Geschäftsführer der Digital Humanities Craft OG, einem Unternehmen, das IT-Dienstleistungen für geisteswissenschaftliche Forschungsprojekte und den Kulturbereich anbietet.
Wir entwickeln Datenbanken, Plattformen und digitale Arbeitsprozesse für Museen, Archive und Bibliotheken. Ein Beispiel ist das Projekt ‚Stefan Zweig Digital‘, bei dem der gesamte Nachlass des Schriftstellers Stefan Zweig auf einer digitalen Plattform zusammengeführt wird.
KI spielt eine wichtige Rolle in unserer Arbeit, insbesondere bei der Verarbeitung und Strukturierung komplexer Daten. Historische Quellen enthalten oft unscharfe Informationen, die durch KI-Modelle wie Large Language Models in strukturierte Daten umgewandelt werden können.
Welche Herausforderungen gibt es in der täglichen Arbeit mit KI?
Vanessa Maria Petschk: Eine der größten Herausforderungen ist es, die Ergebnisse aus der Forschung verständlich und praxisnah aufzubereiten. Oft sind die Erkenntnisse sehr theoretisch, und es braucht viel Arbeit, um sie in die Praxis zu übertragen. Ein weiterer Punkt ist die Zusammenarbeit mit verschiedenen Stakeholdern – von Universitäten über Unternehmen bis hin zu Fördergeber:innen. Es ist wichtig, die unterschiedlichen Bedürfnisse und Erwartungen zu berücksichtigen und Lösungen zu finden, die für alle Beteiligten sinnvoll sind.
Christopher Pollin: In den digitalen Geisteswissenschaften ist die Komplexität der Daten oft sehr herausfordernd. Ein weiterer Punkt ist aber auch die Zusammenarbeit mit Kund:innen aus dem Kulturbereich. Es ist wichtig, ihre Bedürfnisse zu verstehen und Lösungen zu entwickeln, die sowohl technisch als auch fachlich sinnvoll sind. KI hilft uns dabei, diese Herausforderungen zu bewältigen, aber es braucht viel Fingerspitzengefühl, um die richtigen Ansätze zu finden.
Dominik Freinhofer: Die größte Herausforderung ist die Skepsis gegenüber KI, insbesondere im Bildungsbereich. Viele Lehrpersonen haben Angst vor KI oder sehen sie als Bedrohung. Es braucht viel Überzeugungsarbeit, um zu zeigen, dass KI weder gut noch böse ist, sondern ein Werkzeug, das richtig eingesetzt werden muss. Ein weiteres Thema ist die schnelle Entwicklung von KI-Tools. Es ist wichtig, ständig am Ball zu bleiben und sich weiterzubilden, um die neuesten Technologien und Anwendungen zu verstehen und vermitteln zu können.
Wie verlief Ihr Berufseinstieg?
Dominik Freinhofer: Mein
Weg war nicht geradlinig. Nach meinem Studium in Sales und Marketing
habe ich gemerkt, dass ich etwas machen möchte, das einen
gesellschaftlichen Mehrwert hat. Deshalb bin ich Lehrperson geworden.
Während meiner Zeit an der Schule habe ich dann festgestellt, wie groß
das Potenzial von KI im Unterricht ist. Ich habe begonnen, Schulungen
für Kolleg:innen anzubieten, und die Nachfrage war so groß, dass ich
mich selbstständig gemacht habe.
Christopher Pollin: Ich
habe während meines Studiums der Geschichte und Digital Humanities erste
Erfahrungen mit digitalen Projekten gesammelt. Nach meinem
Doktoratsstudium habe ich mich ebenfalls entschieden, meine eigene Firma
zu gründen, um die Dienstleistungen, die ich zuvor an der Universität
angeboten habe, selbstständig umzusetzen.
Vanessa Maria Petschk: Mein Einstieg ins Know-Center war eine Initiativbewerbung. Ich habe während meines Studiums der Umweltsystemwissenschaften und Empirical Economics erste Erfahrungen mit Programmiersprachen wie Python und R gesammelt und wusste, dass ich in diesem Bereich arbeiten möchte. Das Know-Center hatte damals keine offene Stelle für meinen Fachbereich, aber ich habe mich trotzdem beworben und wurde eingeladen. Gemeinsam haben wir eine Stelle geschaffen, die perfekt zu meinen Fähigkeiten und Interessen passt.
Welche Fähigkeiten und Kompetenzen werden in der Zukunft besonders wichtig sein, um KI erfolgreich in unser Berufsleben zu integrieren?
Vanessa Maria Petschk: Ich denke, dass Innovation und Kreativität in der Zukunft eine entscheidende Rolle spielen werden. KI kann viele Aufgaben übernehmen, aber die Fähigkeit, neue Ideen zu entwickeln und Probleme auf kreative Weise zu lösen, bleibt eine menschliche Stärke. Es ist wichtig, nicht nur das zu lernen, was einem vorgesetzt wird, sondern auch zu verstehen, wie Systeme funktionieren, und eigene Lösungen zu entwickeln. Außerdem ist es essenziell, neugierig zu bleiben und sich kontinuierlich weiterzubilden. Die KI-Branche entwickelt sich rasant, und es kommen ständig neue Modelle und Technologien auf den Markt. Wer bereit ist, sich mit diesen Neuerungen auseinanderzusetzen, wird langfristig erfolgreich sein.
Dominik Freinhofer: Ich glaube, dass Transferkompetenzen und die Fähigkeit, verschiedene Bereiche miteinander zu verbinden, immer wichtiger werden. Es geht nicht nur darum, einen bestimmten Skill zu beherrschen, sondern auch darum, diesen auf andere Bereiche anzuwenden und innovative Lösungen zu finden.
Ein weiterer zentraler Punkt ist die Fähigkeit, KI zu verstehen und verantwortungsvoll einzusetzen. Wir müssen lernen, wie wir KI in unseren jeweiligen Domänen nutzen können, ohne dabei unsere eigene Kompetenz zu vernachlässigen. Es ist wichtig, dass wir uns nicht vollständig auf KI verlassen, sondern unsere eigenen Fähigkeiten weiterentwickeln und mit der Technologie kombinieren.
Christopher Pollin: Ich sehe die Zukunft der Arbeit in einer Kombination aus menschlichen und KI-Fähigkeiten. Während KI immer besser wird, bleibt das Menschliche – wie Kommunikation, Empathie und der Umgang mit anderen Menschen – ein zentraler Faktor.
Gleichzeitig wird es wichtig sein, ein tiefes Verständnis für die Funktionsweise von KI zu entwickeln. Programmierkenntnisse sind ein großer Vorteil, aber auch die Fähigkeit, KI-Tools effektiv zu nutzen, wird immer relevanter. Ich empfehle daher, sich mit den Grundlagen des Programmierens und der Datenanalyse vertraut zu machen, da dies die Möglichkeiten, die KI bietet, enorm erweitert.
Letztendlich wird es darauf ankommen, wie gut wir unsere eigenen Kompetenzen mit den Fähigkeiten der KI verbinden können. Wer diese Schnittstellen beherrscht, wird in der Arbeitswelt von morgen eine Schlüsselrolle spielen.
Welche Tipps gibt es für den Einstieg in die KI-Branche?
Die
drei Expert:innen betonen, dass es keine Standardkarriere in der
KI-Branche gibt. Vielmehr ist der Weg individuell und geprägt von
persönlichen Interessen, Erfahrungen und Entscheidungen. Dennoch gibt es
einige Tipps, die den Einstieg erleichtern können:
• Weiterbildung: Nutzen Sie Kurse und Programme, um Ihre Kenntnisse in KI und Programmiersprachen zu vertiefen.
• Initiativbewerbungen: Trauen Sie sich, auch ohne offene Stellen anzufragen. Oft ergeben sich dadurch neue Möglichkeiten.
•
Flexibilität: Die Arbeit mit Künstlicher Intelligenz ist dynamisch. Seien Sie offen für neue Wege und bereit, sich
weiterzuentwickeln.
• Praktika und Nebenjobs: Sammeln Sie
praktische Erfahrungen, um herauszufinden, welche Bereiche Ihnen liegen,
und bauen Sie ein Netzwerk auf.
Fazit: Die Rolle von KI in der Arbeitswelt von morgen
Die
Erfahrungen von Vanessa Maria Petschk, Dominik Freinhofer und
Christopher Pollin zeigen, dass Künstliche Intelligenz (KI) unsere
Arbeitswelt nachhaltig verändern wird. KI ist eine transformative
Technologie, die in nahezu allen Berufsfeldern Anwendung findet und
menschliche Kompetenzen wie Kreativität und Problemlösungsfähigkeiten
ergänzt.
Die Expert:innen betonen, dass KI zwar viele Aufgaben
automatisieren kann, aber die Fähigkeit, neue Ideen zu entwickeln und
komplexe Herausforderungen zu bewältigen, weiterhin entscheidend bleibt.
Transferkompetenzen, also die Anwendung von Wissen auf neue Kontexte,
werden immer wichtiger, um die Potenziale von KI voll auszuschöpfen.
Die
Integration von KI bietet enorme Chancen, erfordert aber auch
kontinuierliche Weiterbildung und die Bereitschaft, sich mit neuen
Technologien auseinanderzusetzen. Wer neugierig bleibt und die
Schnittstellen zwischen Mensch und Technologie beherrscht, wird in der
Arbeitswelt von morgen erfolgreich sein.
Die Expert:innen
Vanessa Maria Petschk studierte
Umweltsystemwissenschaften mit Schwerpunkt Volkswirtschaftslehre an der
Universität Graz und schloss anschließend den Master in Political and
Empirical Economics ab. Nach Stationen bei Saubermacher und der
Integrated Consulting Group ist sie heute Research Impact Managerin beim
Know-Center, einem Forschungs- und Kompetenzzentrum für Data Science
und Künstliche Intelligenz
Dominik Freinhofer begann
seine akademische Laufbahn mit einem Bachelorstudium in Sales und
Marketing an der FH Steyr, bevor er an der Universität Graz Lehramt
Englisch und Geschichte sowie den Master in Angewandter Ethik abschloss.
Neben seiner Tätigkeit als Universitätslektor an verschiedenen
Hochschulen ist er selbstständig und bietet KI-Schulungen für
Lehrpersonen und Unternehmen an.
Christopher Pollin
studierte Geschichte und Digital Humanities an der Universität Graz und
schloss ein Joint-Degree-Masterstudium in European Media Arts and
Cultural Heritage ab. Nach seiner Promotion in Digital Humanities
gründete er die Digital Humanities Craft OG, ein Unternehmen, das
IT-Dienstleistungen für geisteswissenschaftliche Forschungsprojekte und
den Kulturbereich anbietet.
Tanja Baumgartner,
Koordinatorin Alumni Management und Career Mentoring, führte durch das
Gespräch, welches am 12. November 2025 auf der Mentoring-Bühne im Rahmen
der Jobmesse EXCELLENCE an der Universität Graz stattgefunden hat.
Dieser Artikel entstand mithilfe von aTrain und UniGPT.